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  • 05. April 2012

    Top 3 Magic Moments: Meine schönsten Reiseerlebnisse

    Neulich auf der Reisemesse ITB in Berlin wurde ich von der Fotografin Smilla Dankert angesprochen, ob sie mich für ihre Seite anders-anziehen.de fotografieren dürfe. Na klar, warum nicht. Im anschließenden Gespräch fragte sie mich, warum ich tue, was ich tue… Reisen. Was ist der Grund, mein Antrieb?

    Ich weiß gar nicht mehr genau, was meine Antwort war, habe seitdem aber immer mal wieder über diese Frage nachgedacht. Ich glaube, dass ich grundsätzlich keine einzigartigere, ultimativere Antwort habe als andere Menschen, die gerne in der Welt unterwegs sind: Entdeckerlust, Kulturneugier, die Suche nach dem Paradies.

    Soweit die Theorie – die trockenen Gedanken, wenn man zu Hause in seiner Wohnung sitzt und sich auf die nächste Reise vorbereitet. Unterwegs hingegen sieht es anders aus: Keine trockenen Gedanken, sondern saftiges Erleben. Und dann passiert es einem von Zeit zu Zeit, dass man die Momente erwischt. Diese einmaligen Augenblicke, an die man später, lange nach der Reise, immer wieder denken wird.

    Meistens weiß man währenddessen nicht, dass diese Situationen in die (persönliche) Geschichte eingehen werden. Aber das ist auch gut so. Sonst würde man sich bewusst auf die Suche nach solchen Magic Moments begeben – und ihnen deshalb wahrscheinlich nicht mehr begegnen. Hier sind meine Top 3:

     

    Platz 3: Homestay Malaysia

    Zwischen Whoopie Goldberg, Jogginghose und engelsgleichem Muslima-Gewand

    Machen wir uns nix vor: Das Haus auf dem Foto strotzt nur so vor Langeweile. Was soll man da schon erleben? Und tatsächlich gehörten die zwei Tage, die ich hier verbracht habe, zu den – im Wortsinn – langweiligsten meiner dreiwöchigen Südostasien-Reise.

    Ich hatte mich bei Homestay Malaysia angemeldet, um ein paar Tage bei einer malaiischen Familie auf dem Dorf zu verbringen. Dieses Angebot gehört zum offiziellen Programm der nationalen Tourismusbehörde: Familien können sich dafür registrieren lassen, nehmen Gäste bei sich auf, zeigen ihnen ihr Dorf und ihr Leben – und verdienen damit Geld.

    Meine Gastgeberin war Linda, eine schüchterne, junge Frau mit Kopftuch, die mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester Azreen zusammenwohnt. Sie zeigte mir traditionelle Brettspiele und eine nahegelegene heiße Felsquelle, in der man Eier kochen kann. Sie nahm mich mit in eine lokale Snackfabrik und aß mit mir gewöhnungsbedürftige, aber leckere Speisen wie Nasi Lemak, Telur Rebus und Kuih.

    Ein ganz besonderer Moment meines Aufenthalts war, als eigentlich mal wieder nichts passierte. Man hatte gerade keine Beschäftigung für mich und setzte mich bei schwülheißen Außentemperaturen in den kühlen Keller vor den Fernseher. Es liefen Klatschnachrichten über Whoopie Goldberg und die Foo Fighters. Im Hintergrund lag Lindas Schwester Azreen in Jogginghose mit aufgesticktem Manchester-United-Logo auf dem Bett.

    Kurze Zeit später hörte ich aus einem Nebenraum einen tiefen, fast hypnotischen Gesang. Schnell war klar: Der Vater ging seinem muslimischen Freitagsgebet nach. Ich drehte mich um und erschrak fast ein bisschen, als ich schließlich eine betende Gestalt in engelsgleichem Gewand sah. Es war Azreen, die sich umgezogen hatte, um ebenfalls zu beten. Wenige Minuten später saß sie wieder in Jogginghose auf dem Bett, hatte sich von ihrem Koptuch befreit und tippte eine SMS in ihr Handy.

    Alles normal eben. Alles langweilig. Aber sowas von intensiv.

     

    Platz 2: Heftiges Gewitter in Südafrika

    Von Captain-Morgan-Rum und Jesusliedern

    So sieht das Karongwe Camp in Südafrika nahe des Krüger-Parks bei schönem Wetter aus: Spartanisch, aber einladend. Während wir uns ein paar Tage lang zu Safari-Rangern ausbilden ließen, wohnten wir in einfachen Zelten, in denen nicht mehr als ein klappriges Bett und ein Regal standen. Auch hier gilt: Spartanisch, aber einladend – zumindest bei schönem Wetter.

    Am zweiten Abend saßen wir, Bloggerkollege Johannes Klaus (reisedepesche.de) und ich, mit unseren Ranger-Trainern am Lagerfeuer und tranken Captain Morgan aus Metallbechern. Die Luft war noch warm vom Tag und zog bereits zum Sonnenuntergang mit erhöhter Ambition um unsere Nasen. Von weitem grollte es.

    „Das wird an uns vorbeiziehen“, sagte Ranger Corné. Wir glaubten ihm – schließlich ist er Naturprofi. Keine fünf Minuten später flog uns das Lagerfeuer um die Ohren. Das Unwetter hatte uns mit voller Breitseite erwischt: Glut fetzte durch die Luft, Baumstämme krachten weiter hinten ins Schwarze, ins Ungewisse.

    Der Blick ins Zelt, ob noch alles trocken war, kam bereits zu spät. Besonders Johannes‘ Zelt hatte es zersäbelt: Das Wasser stand einige Zentimeter hoch, das Regal mit seinen Klamotten war umgefallen, Matratze und Decke trieften.

    Was blieb uns übrig? Wir retteten Captain Morgan vor Blitz und Donner, stellten uns unter unser Vordach, füllten die Metallbecher wieder auf und sangen Lieder von Jesus und Spirit:


     

    Platz 1: Sonnenaufgang über dem australischen Outback

    Mundgeruch und Mumford & Sons

    „Los, hoch mit euch“, rief Guide Sam, als es noch stockdunkel war. „Ihr habt fünf Minuten, dann müssen wir los.“ Wir rieben uns die Augen und konnten beim Blick auf die Uhr nicht wirklich glauben, dass wir tatsächlich um 4:30 Uhr nachts aus unseren Schlafsäcken gescheucht werden, um mit dem Bus durchs australische Outback zu fahren.

    Keine Zeit zum Zähneputzen, nur schnell aufs Klo (means: offenes Feld) und ab dafür. Ich muss dazu sagen, dass man mir wirklich wenig Schlimmeres antun kann, als mich aus dem Tiefschlaf zu reißen und mich in einen nachtkalten Bus zu setzen. Doch Sam wusste, was er tat.

    Langsam zeichneten sich in der Ferne die ersten Konturen der morgendlichen Welt ab – einer Welt, die auf diesem Kontinent zu Großteilen aus flachem Land und ein paar Sträuchern besteht. Doch mit dem Aufgang der Sonne verwandelte sich das tot geglaubte Outback in einen wunderschönen Ort. Mit noch immer benebeltem Kopf schaute ich aus dem Fenster und sah, wie die Sonne nicht nur den Himmel rotfärbte, sondern auch der Erde ihr schwarzes Nachthemd entriss und die Sicht auf ihr endloses Rot freigab.

    In dem Moment schaltete Sam das Radio ein – und ich dachte kurz darüber nach, ob ich vor Glück weinen möchte. Der Zeitpunkt war perfekt, es lief „Little Lion Man“ von Mumford & Sons, der vielleicht besten Band der Welt. Sowas kann man nicht planen. Sam konnte nicht wissen, dass der Song läuft – und dass ich ihn liebe. Und doch hat er in diesem Moment alles richtig gemacht.


    Australien, Malaysia-Reise, Südafrika-Reise

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    12 Wortmeldungen

    • Martin

      5. April 2012

      Also ich kann von einem Moment vor ein paar Jahren berichten: Überfahrt von Dagebüll nach Amrum, 10°C, menschenleeres Oberdeck, Wellen, Wind und Turbostaat auf den Ohren. Da merkt man, warum die Husumer diese Musik machen…

      Antworten
      • christoph

        5. April 2012

        Jawoll, bei rauer See (und guter Musik) sind wir Nordlichter mit uns im Reinen! :)

      • kathi

        5. April 2012

        Oh Gott ja. Diese Momente sind der Grund, warum ich reise.

        Mein intensivster Moment:

        Neuseeland, Queenstown am Lake Wanaka, Ende 2009, zwei Wochen vor Abreise. Ich bin seit fast 3 Monaten unterwegs und habe gesehen, was ich sehen wollte, bin bis unter die Schädeldäcke abgefüllt mit Eindrücken und wandere als personifizierte Glückseligkeit alleine am See entlang.

        In dieesm Moment war alles perfekt. Die Stimmung, das Wasser, das Wetter, die Kulisse, mein Gefühl. War danach selten wieder so derart durchgelüftet, entspannt, im Reinen. Ich dachte mir: Wenn ich jetzt auf der Stelle sterben sollte, dann wäre das ok. Was soll diesen Moment noch toppen.

        Und dann war da noch das thailändische Kind in Chiang Rai, das mich (große europäische Frau) kommentierte als hätte es einen Alien vor sich, eine Partie Holländer die an Halloween in einem kleinen australischen Kaff an der Küste Tatort auf Deutsch rezitierten (obwohl sie kein Deutsch sprechen), die Silvesternacht im thailändischen Duschungel kotzend überm WC hängend und verdammt genau zu wissen, dass das neue Jahr nur besser werden KANN… :-D

        Hach ich liebe Reisen.

        Antworten
        • christoph

          5. April 2012

          Wie wunderbar, Kathi! Nur das mit dem Sterben hat (offenbar) zum Glück nicht geklappt. :)

        • Björn

          5. April 2012

          Da gibt es zwei moment die ich nie vergessen werde.

          Der erste war in Ägypten. Meine Frau und ich waren zu unserem allerersten Schnorchelausflug auf die Qulaan Islands (die ägyptischen Malediven wie sie in Ägypten heissen) unterwegs. Als wir dann von der Yacht mit dem Schlauchbott zum riff unterwegs waren wurde uns schon ein bisschen mulmig. Immerhin sprang man in wenigen minuten in fremde Gewässer mit unbekannten, vielleicht auch gefährlichen Tieren. Naja, einmal kräftig durchgeatmet, Brille auf, Schnorchel in Mund und ab über die Bottskante. Was dann in den nächsten 30 minuten passiert ist war einfach unglaublich. Die Farben, Fische und Vielseitigkeiten des Meeres haben mir schlichtweg die Sprache verschlagen. Gut, es wäre eh nicht vom Vorteil gewesen in der Situation zu sprechen, aber das und die anderen tauchgänge an diesem Tag werde ich nie vergessen.

          Der Zweite Moment war letztes Jahr in Amerika. Für viele hört sich das Erlebniss nach „Naja ist halt n netter Zufall“ an, aber für mich war es in dem moment die Freiheit pur. Als wir gerade über den Missisippi gefahren sind und meine Frau sagte „Hey, da vorne ist das Schild das wir gleich in Alabama sind“ fing gleichzeitig im Radio Kid Rock – All summer long an zu spielen. Was ja bekanntermaßen ein Sample von Sweet Home Alabama beinhaltet. Das Radio wurde laut aufgedreht, die Fenster runtergeschraubt, so dass wir den warmen Fahrwind spürten, und dann wurde dieser Moment aufgesogen.

          viele grüße

          Björn

          Antworten
          • christoph

            5. April 2012

            Ich weiß genau, was du meinst, Björni! Das Road-Trip-Gefühl ist einfach nicht zu toppen. Ihr seid tatsächlich einmal quer durch die Staaten, oder? Hammer!

          • Yvonne

            11. April 2012

            Herrlich! Manchmal überrascht einen doch das Leben immer wieder und bietet einem diese Momente, von denen man dachte, es gäbe sie nur im Film.
            Na dann mach ich mich mal an meine Magic Moments… Danke fürs nominieren!

            Antworten
            • christoph

              11. April 2012

              Ich freu mich sehr drauf, Yvonne!

            • Rantje

              6. Dezember 2012

              Ja so die Landschaft kennen zu lernen ist ein super Erlebnis. Außerdem habe ich mich mit den Virus von Afrika anstecken lassen.

              Super Artikel!

              Rantje

              Antworten
              • Eippy

                25. November 2013

                Da muss ich sagen, dass ich dann mit dem Wetter in Südafrika echt Glück hatte. Solche Extreme gab es da nicht. Vielleicht mal größere Temperaturunterschiede, oder gefühlt acht Mal Regen und Sonnenschein im Wechsel in Kapstadt und einem Tafelberg der genau so oft in Wolken gehüllt war, innerhalb eines Tages. Aber so ein Gewitter habe ich nicht erlebt. Echt beeindruckend!!

                Antworten
                • christoph

                  25. November 2013

                  Ja! Es hatte sich zwar schon von weitem angekündigt, aber eine solche Wucht hatten wir dann doch nicht erwartet...

                • Freiwilligenarbeit im Ausland

                  5. Juli 2016

                  Du hast vollkommen recht. Langeweile, wie du für Malaysia schilderst, muss man doch auch mal aushalten können. Warum müssen wir denn immer reizüberfluteter werden.

                  Antworten
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                    Für diesen Video-Reiseblog stellt sich Weltenbummler Christoph Karrasch immer wieder vor neue Aufgaben.

                    Sein bisher größtes Projekt: In zehn Tagen um die Welt! Für diese Weltreise im Schnelldurchlauf hat er sich von seinen Followern navigieren lassen. Seine Erlebnisse hält er stets in kurzweiligen Filmen fest.

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